Bürgerwelten –
Porträtminiaturen des Biedermeier
29.2.2020 – 31.1.2020

Emanuel Thomas Peter 1799–1873
Dame in violettem Gewand, 1869
Kunst Museum Winterthur, Sammlung Emil S. Kern
Medienorientierung
Donnerstag, 27. Februar 2020, 11 Uhr oder individuelle Führung auf Anmeldung
Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten
Stadthausstrasse 6, 8400 Winterthur
Die Zeit des Biedermeier verhalf der Porträtminiatur zu einer letzten Hochblüte. Im Kunst Museum Winterthur wird nun eine einzigartige Auswahl der kleinen Luxusgüter aus dieser Epoche gezeigt.
Nach der Niederlage Napoleon Bonapartes (1769–1821) berieten die Vertreter europäischer Mächte 1814/1815 am Wiener Kongress unter dem Vorsitz des österreichischen Staatskanzlers Fürst von Metternich (1773–1859) die Neuordnung Europas. Die beteiligten Politiker wurden von französischen Malern porträtiert; allen voran vom Hofmaler und Miniaturisten Jean Baptiste Isabey (1767–1855). Diese als Auftragsarbeiten ausgeführten Miniaturen dienten als Statussymbole. Sie standen stellvertretend für eine Gesellschaft, welche die alte Ordnung wiederherstellen wollte.
Das Ende des Kongresses läutete die Zeit des Biedermeier ein: Als Epoche der politischen Repression war sie trotz aufkeimender Gegenbewegungen geprägt von Enge und Resignation. So beunruhigend die Zukunft auch erschien, die Aristokratie genoss ein Leben in Luxus. Man verschloss die Augen vor der Realität, unterhielt sich mit Musik, Theater und veranstaltete Bälle. Das Bürgertum zog sich in den Schutz der Häuslichkeit zurück. Die beschauliche Lebensweise wurde als bewusst gewählt verstanden und verklärt, sie diente als Gegenstück zur Alltagswelt: Ein idyllischer Rückzugsort.
Die Gattung der Porträtminiaturen kam da gerade recht, unterstrich ihr intimer Charakter doch diese repressive Stimmung. Sie wurde für die Betrachtung in der Hand und nahe am Auge geschaffen. Und weil die Miniatur eines geliebten Menschen für deren Besitzer emotional wertvoll war, wurde sie oft in kostbare Materialien gefasst – eine Luxusversion der heutigen Fotografie. Die Porträtminiatur fungierte als Liebespfand und war Ausdruck der Verbindung zwischen zwei Menschen. Sie zeugt von bürgerlicher Familienidylle und diente als Ersatz für einen geliebten Menschen während dessen Abwesenheit. Es waren kleine Luxusgüter, die durch die aufkommende Konkurrenz des fotografischen Verfahrens langsam an Bedeutung verloren.
Die Ausstellung im Kunst Museum Winterthur präsentiert erlesene Werke aus dem Wiener Kongress von Jean Baptiste Isabey sowie eine Auswahl von Porträtminiaturen des Biedermeier aus dem deutschsprachigen Raum.