Tony Oursler
Hoisted from the Pit
24.5. – 10.8.2025 | Beim Stadthaus
Medienorientierung zur Ausstellung am Donnerstag, 22. Mai 2025 (Bitte um Anmeldung), 11 Uhr oder individuelle Führung auf Anmeldung
Kunst Museum Winterthur | Beim Stadthaus
Museumstrasse 52
8400 Winterthur
Tony Oursler gilt als Pionier der Videokunst. Seit den 1980er Jahren entwickelt er experimentelle Installationen, die Videos vom Bildschirm loslösen und immersive Umgebungen entstehen lassen. Im Kunst Museum Winterthur zeigt er unter dem Titel Hoisted from the Pit eine Ausstellung rund um Fake News, Verschwörungstheorien und Manipulation anhand der historischen Figur des Cardiff Giant, einer der bekanntesten wissenschaftlichen Fälschungen Nordamerikas.
Tony Oursler, geboren 1957 in New York, entwickelt seit den 1980er Jahren experimentelle Installationen, die das Medium Video von der zweidimensionalen Fläche lösen und immersive Environments schaffen. Ourslers Werk konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Menschen und Technologie. In den 1980er Jahren wuchs er mit dem Fernsehen auf. Diese mediale Prägung durch Pop-, Werbe- und Konsumkultur wurde zu seiner wichtigsten Inspirationsquelle. In seinem neuen Werkzyklus für das Kunst Museum Winterthur stellt er die vollständig vernetzte, digitalisierte Welt in den Mittelpunkt, denen er historische (Erzähl-)Techniken gegenüberstellt.
Tony Oursler präsentiert eine Ausstellung rund um die historische Figur des Cardiff Giant, eine der unglaublichsten wissenschaftlichen Fälschungen Nordamerikas und dessen Ausschlachtung als gewinnbringendes Spektakel: Der Atheist George Hull liess eine über drei Meter grosse Steinfigur anfertigen und auf einer Farm in Cardiff, New York, vergraben. Ein Jahr später veranlasste er, dass an derselben Stelle ein Brunnen errichtet werden sollte, bei dessen Bau der Riese zufällig «entdeckt» und aus der Grube gehoben wurde. Über den vermeintlichen Sensationsfund des urzeitlichen Riesen wurde landesweit berichtet. Zahlreiche Schaulustige reisten an, um gegen Entgelt einen Blick auf den Giganten zu werfen. George Hull nutzte den Glauben an biblische Riesen, um daraus ein lohnendes Geschäft zu machen. Der Ausstellungstitel Hoisted from the Pit nimmt auf die damaligen Presseberichte Bezug. Die Fotos der Bergung des Riesen waren jeweils damit untertitelt. Doch «Hoisting from the Pit» kann auch bedeutet, dass etwas aus dem Unterbewusstsein freigelegt wird oder etwas Verdrängtes wieder auftaucht.
Oursler greift die unglaubliche (Erfolgs-)Geschichte des Cardiff Giants auf, um Parallelen zur heutigen Flut an Fake News, manipulativer Kommunikation und damit verbundenen Geschäftspraktiken zu ziehen. In sechs Räumen inszeniert er eine multimediale Installation. Die Filme, die Elemente der sozialen Medien aufgreifen und teils mit künstlicher Intelligenz produziert wurden, nehmen die Form von Re-Enactments und Dokumentarfilmen an und erzählen in Kombination mit Objekten eine Geschichte über die Funktionsweise von Halbwahrheiten, Authentizität, Realitätswahrnehmung und Medienskepsis. Die Vermischung von wissenschaftlichen Fakten, gezieltem Schwindel und Verführung der Massen ist uns inzwischen nur allzu vertraut: Fake News und Verschwörungstheorien sind allgegenwärtig und die Rolle der (sozialen) Medien ist ein wirkmächtiger Faktor für den Erfolg zwielichtiger Narrative. Die Ausstellung thematisiert die zunehmende Komplexität, mit der heute Informationen produziert, verbreitet und wahrgenommen werden.
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Snoeck Verlag eine umfassende Publikation zum neuen Werkzyklus des Künstlers mit zahlreichen Texten und Installationsabbildungen.