Momente der Zeit
Miniaturen-Ausstellung

28.2. – 2.8.2026 | Reinhart am Stadtgarten

François Dumont
Jean-Pierre Pagin, 1799–1800
Sammlung Emil S. Kern, Depositum der Stadt Winterthur

Medienorientierung zur Ausstellung am Donnerstag, 26. Februar 2026, 11 Uhr (Bitte um Anmeldung) oder individuelle Führung auf Anfrage

Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten
Stadthausstrasse 6, 8400 Winterthur

Die Miniaturen-Ausstellung Momente der Zeit im Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten widmet sich dem Vanitas-Gedanken im Porträt und zeigt, wie Kunst flüchtige Augenblicke in bleibende Erinnerung verwandelt.

In einer sich ständig verändernden Welt halten Künstler Momente der Zeit fest und schaffen damit Dauerhaftes. Das Bleibende in der Vergänglichkeit – im Lateinischen Vanitas (Vergänglichkeit, Eitelkeit) – findet auch in der Gattung Porträt seinen Ausdruck. Im Bildnis wird ein einzelner Moment zu etwas Zeitlosem, zu einer Form des kulturellen Gedächtnisses. Das Abbild ist Zeugnis der Inszenierung des Modells ebenso wie der künstlerischen Interpretation, eine Manifestation emotionaler Nähe zwischen Maler, Modell und Besitzer. Es markiert die Anwesenheit einer Person, die doch abwesend ist. Ein unbewegtes Werk vermittelt etwas Lebendiges und Veränderliches, die bildlich festgehaltene Schönheit, die vergeht. Das sichtbare Äussere verdeutlicht ebenso das unsichtbare Innere.

Die Ausstellung Momente der Zeit thematisiert in ausgewählten Miniaturen den Vanitas-Gedanken. Hierbei macht das Paradoxon das Porträt zum idealen Medium, um über Zeit und Erinnerung zu reflektieren: Melancholie, Sehnsucht und Todesnähe deuten auf die Zerbrechlichkeit des Lebens. Geschmückte Modelle stehen für Schönheit und Anziehungskraft, aber auch für Eitelkeit und Endlichkeit. Halten sie Blumen oder Früchte in den Händen, verweisen jene direkt auf ihre eigene Kurzlebigkeit, ihre besondere Symbolik, sogar auf den bildhaft nicht zu vermittelnden Duft. Gleiches gilt für die anschauliche Vorführung von Musikinstrumenten, deren Klänge sich rasch verflüchtigen und von Skulpturen, die nicht lebendig sind. Briefe, Musiknoten und Bücher verkörpern Produkte menschlicher Beziehungen, die vergänglich sind und stehen für die verklungenen Stimmen ihrer Schöpfer.

Einen besonderen Akzent setzt das zweiteilige Werk Sigrid (1930/2009) der Künstlerin Karin Sander (*1957). Es zeigt dieselbe Person als Kind – entnommen aus einem Pathé-Film von 1930 – und als alte Frau, jeweils mit einem Ball spielend. Das Werk verbindet das Readymade der Moderne mit der klassischen Vanitas-Idee im Miniaturporträt.