Virginia Overton
Material Girl
5.9. – 9.11.2025 | Beim Stadthaus
Medienorientierung zur Ausstellung am Donnerstag, 4. September 2025, 11 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin (Bitte um Anmeldung) oder
individuelle Führung auf Anfrage
Kunst Museum Winterthur | Beim Stadthaus
Museumstrasse 52
8400 Winterthur
Virginia Overton gelingt es mit ausgedienten Materialien poetische Werke zu schaffen. Sie verbindet kunsthistorisches Bewusstsein und ein feines Gespür für Materialästhetik mit nachhaltigem Ressourcenumgang. Für die Ausstellung arbeitet sie mit Ausschussmaterial der Kunstgiesserei St. Gallen und Blick auf die Räume in Winterthur.
Virginia Overton (*1971 in Nashville) fertigt Skulpturen aus ausgedienten Materialien an. Sie verwendet etwa freigelegte Stahlträger und Holzbalken aus Gebäuden oder zerlegt ausgediente Fahrzeuge und Reklameschriftzüge. Aus den Einzelteilen montiert, schraubt und schweisst sie grossformatige Strukturen, baut architektonische Eingriffe oder kreiert Wandobjekte. So wird beispielsweise ein Kranwagen zur Brunnenskulptur mit spielerischem Wasserkreislauf. Die Künstlerin zitiert damit das Readymade-Prinzip, lenkt den Blick jedoch auf die Gebrauchsspuren, Geschichte und die ursprüngliche Funktion der verwendeten Elemente. «Ein Stück Holz bleibt ein Stück Holz – auch im Kunstkontext», sagt Overton. Diese Materialtreue verankert ihre Werke fest in der Realität, nah an sozialer und funktionaler Lesbarkeit.
Beeinflusst von der Post-Studio Kunst, wie sie durch die Minimal Art geprägt wurde, arbeitet sie bevorzugt vor Ort, stets mit Blick auf die spezifischen Ausstellungsräume. Dabei verbindet sie kunsthistorisches Bewusstsein und ein feines Gespür für Materialästhetik mit einem reflektierten Umgang heutiger ökologischer, sozialer und ökonomischer Fragestellungen. Ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ist ihr wichtig: Viele ihrer Skulpturen sind reversibel, das Material wird nach der Ausstellung wieder in den industriellen Kreislauf zurückgeführt und nicht um die halbe Welt transportiert. Das wirft nicht nur Fragen nach dem Wert von Kunst auf, sondern auch nach ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt. Overtons «Do-it-yourself»-Strategie basiert auf einer pragmatischen Arbeitsweise. Sie fügt der Welt kein neues Material hinzu, sondern neue Konstellationen, Verbindungen aus organischen, synthetischen und mechanischen Komponenten, die in ihrer Gegensätzlichkeit unsere Sinne schärfen. Es gelingt ihr, eine Ästhetik der Sachlichkeit zu formulieren, welche die poetischen Aspekte von Proportionen, Schwerkraft und Gleichgewicht einfängt. Ihre Werke eröffnen Bedeutungsräume zwischen Konstruktion und Dekonstruktion, zwischen (Bau-)arbeit und Kunst, zwischen Funktion und Symbol.
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König eine Publikation zu den Entstehungsprozessen ihrer Skulpturen, mit Fotografien der Künstlerin sowie Texten und Installationsansichten.



