Claire Fontaine
14.3. – 14.6.2026 | Reinhart am Stadtgarten
In 60 Sprachen und unzähligen Farben leuchtete der Neon-Schriftzug «Fremde überall» in der Werfthalle im Arsenale; er wurde zum Leitmotiv der letzten Biennale von Venedig. Das Werk stammt vom Pariser Konzeptkunst- Duo Claire Fontaine, gegründet 2004 von Fulvia Carnevale und James Thornhill. Es geht auf eine Installation aus dem Jahr 2004 zurück und steht emblematisch für die kritische Haltung des Duos, das sich immer wieder mit Fragen von Entfremdung und Migration auseinandersetzt.
Der Allerweltsname Claire Fontaine ist eine bewusste Aneignung: Einerseits verweist er auf den französischen Hersteller von Schreibwaren, hinter dessen Markenimage das Kollektiv seine Identität verschwinden lässt. Andererseits spielt «Fontaine» (Brunnen) auch auf das epochemachende Readymade Marcel Duchamps an. Das doppelbödige Spiel mit Aneignung und Entleerung bildet das Fundament seiner Arbeitsweise, die von der Überzeugung bestimmt ist, dass heutige Produktionsbedingungen «Readymade Artists» hervorbringen.
Claire Fontaine greift in seinen Arbeiten auf Alltagsgegenstände zurück, die sich sowohl als kunsthistorische Verweisung als auch als prägnante soziale und ideologische Kommentare lesen lassen. Durch die Dekontextualisierung und Verwandlung dieser Objekte in etwas «Fremdes» legt das Kollektiv verborgene Bedeutungsschichten frei, die im Ausstellungsraum eine neue Dringlichkeit entfalten. Leuchtschriften, Skulpturen, Filme, Texte und performative Elemente greifen Themen wie Eigentum, Konsum oder politische Desillusionierung auf. Während die formale Reduktion an die Minimal Art erinnert, stehen inhaltliche Brisanz und politische Direktheit in der Tradition von Künstlern wie Hans Haacke und Felix Gonzalez-Torres. In den letzten Jahren zeigte das Kunst Museum Winterthur wiederholt Ausstellungen, die sich Alltagsgegenständen in der Kunstwelt widmeten. Claire Fontaine setzt diese Auseinandersetzung fort und erweitert in seiner Schau das kritische Potenzial konzeptueller Strategien in Skulptur und Installation.
Kuratiert von Lynn Kost
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