Momente der Zeit

28.2. – 2.8.2026 | Reinhart am Stadtgarten

Jean-Baptiste Jacques Augustin
Junge Dame mit Schleier, 1815
Kunst Museum Winterthur, Dauerleihgabe der Kunstsammlung der Stadt Winterthur, Schenkung Emil S. Kern, 2019

In einer sich ständig verändernden Welt halten Künstler Momente der Zeit fest und schaffen damit Dauerhaftes. So bewahren sie Vergängliches und stiften zugleich Gemeinschaft.

Das Bleibende in der Vergänglichkeit – im Lateinischen Vanitas (Vergänglichkeit, Eitelkeit) – findet auch in der Gattung Porträt seinen Ausdruck. Im Bildnis wird ein einzelner Moment zu etwas Zeitlosem, zu einer Form des kulturellen Gedächtnisses. Nie neutral wie eine Fotografie ist das Abbild Zeugnis der Inszenierung des Modells ebenso wie der künstlerischen Interpretation, eine Manifestation emotionaler Nähe zwischen Maler, Modell und Besitzer. Es markiert die Anwesenheit einer Person, die doch abwesend ist. Ein unbewegtes Werk vermittelt etwas Lebendiges und Veränderliches, die bildlich festgehaltene Schönheit, die vergeht. Das sichtbare Äussere verdeutlicht ebenso das unsichtbare Innere.

Die Ausstellung Momente der Zeit thematisiert in ausgewählten Miniaturen den Vanitas-Gedanken. Hierbei macht das Paradoxon das Porträt zum idealen Medium, um über Zeit und Erinnerung zu reflektieren: Melancholie, Sehnsucht und Todesnähe deuten auf die Zerbrechlichkeit des Lebens. Geschmückte Modelle stehen für Schönheit und Anziehungskraft, aber auch für Eitelkeit und Endlichkeit. Halten sie Blumen oder Früchte in den Händen, verweisen jene direkt auf ihre eigene Kurzlebigkeit, ihre besondere Symbolik, sogar auf den bildhaft nicht zu vermittelnden Duft. Gleiches gilt für die anschauliche Vorführung von Musikinstrumenten, deren Klänge sich rasch verflüchtigen und von Skulpturen, die nicht lebendig sind. Briefe, Musiknoten und Bücher verkörpern Produkte menschlicher Beziehungen, die vergänglich sind und stehen für die verklungenen Stimmen ihrer Schöpfer.

Der natürliche Kreislauf des Lebens findet seine Entsprechung im zweiteiligem Werk Sigrid (1930/2009) der Künstlerin Karin Sander (*1957 in Bensberg). Sigrids Porträt als Kind – ein Ausschnitt aus einem Pathé-Film von 1930 – und als alte Frau, jeweils mit einem Ball spielend, verbindet das Readymade der Moderne mit der klassischen Vanitas-Vorstellung im Miniaturporträt.

 Kuratiert von Sonja Remensberger

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Kunst Museum Winterthur
Reinhart am Stadtgarten
Stadthausstrasse 6
8400 Winterthur
Route hierher

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Di bis So 10 – 17 Uhr
Do bis 20 Uhr
Mo geschlossen

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Eintritt (Ausstellungen und Sammlungen aller Standorte):
CHF 26 / 19

Einzeleintritt (1 Standort):
CHF 18 / 15

Details