Form Matters, Matter Forms

Form Matters, Matter Forms
Vom Readymade zum Warenfetisch

7.9. – 17.11.2024 | Beim Stadthaus

John Armleder
Don’t do it, 1997 – 2021
Mamco, Genf

Ab den 1960er Jahren tauchen Konsumgüter und Werbedesign in der Kunst immer prominenter auf. Was im Nouveau Réalisme als Teil von Akkumulationen begann, wurde schliesslich zum Hauptmerkmal der Pop-Art: die Umwandlung von Alltagsobjekten in Kunstwerke. Ihren Ursprung hatte diese Strategie in den Readymades von Marcel Duchamp ab 1913. Damals noch eine Randerscheinung, wurde das Vorgehen in der aufkommenden Konsumgesellschaft erfolgreich kopiert und massentauglich. Vermeintlich ohne sichtlichen künstlerischen Prozess, der als kreative Geste bis heute als Legitimierung der Kunst gilt, verstanden es die Künstlerinnen und Künstler der Pop-Art, sich Massenware und popkulturelle Bilder in bester kapitalistischer Logik anzueignen, um sie auf dem Kunstmarkt als limitierte Kunstwerke gewinnbringend zu verknappen. Die DNA der Konsumgesellschaft wurde visuell wie ökonomisch unverhüllt in die Kunstwelt integriert, womit sie dessen symbolisches Kapital auf die Probe stellte. Denn einerseits wurden die Produkte durch die Aneignung glorifiziert und zu Ikonen stilisiert, andererseits aber auch der plakative Optimismus und das Wohlstandsversprechen entlarvt. Die lapidare Appropriation, die als ambivalenter Kommentar zu Strategien kapitalistischer Bedürfnisgestaltung gelten kann, reicht bis zu einer Form von Luxusfetisch.

Seither hat in der bildenden Kunst die Auseinandersetzung mit der sich kontinuierlich verschärfenden Konsumspirale nicht aufgehört. Die Verquickungen von Kunst und Konsum finden ihren Ausdruck in den verschwommenen Grenzen zwischen Luxus, Gebrauchsgütern und Kunstwerken. Der Materialismus ist zu einer formgebenden Strategie der bildenden Kunst geworden. Form Matters, Matter Forms beleuchtet aus der Sicht der Gegenwartskunst den Einfluss von Konsum und Warenästhetik auf die Wahrnehmung von Kunst und wie diese Wahrnehmung ihrerseits den Blick auf die Gesellschaft verändert.

Mit Werken u.a. von John Armleder, Monica Bonvicini, Marcel Duchamp, Sylvie Fleury, Wade Guyton, Richard Hamilton, Sherrie Levine, Cady Noland, Richard Prince und Andy Warhol.

Kurator: Lynn Kost

21.09.2024
18:00 - 19:00Vortrag / Beim Stadthaus
Where is Duchamp? – Gespräch mit Bethan Huws

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Bethan Huws zu einer der führenden Expertinnen für das Werk von Marcel Duchamp entwickelt. Sie wird über ihre Forschungen über das Readymade, das Ende der Malerei und die Geburt der Konzeptkunst sprechen und darüber, wie ihre Beschäftigung mit den Gedankengängen und dem Werk des französischen Künstlers ihre eigene Arbeit beeinflusst und geformt hat.

Das schriftlich vorbereitete Gespräch mit der Künstlerin wird in englischer Sprache geführt.

21.09.2024
21:30 - 22:00Spezial / Beim Stadthaus
Kulturnacht-Führung

Führung durch die Ausstellung Form Matters, Matter Forms mit Tiziana Carraro

24.09.2024
18:30 - 20:00Spezial / Beim Stadthaus
Made in Winterthur – Gespräche mit lokalen Produzent:innen

Ohne Produktion keine Waren. Ohne Waren keine Readymades! Menschen aus Winterthurer Produktionsbetrieben erzählen aus ihrem Arbeitsalltag: Was ist ihre Rolle im Herstellungsprozess und welche Handgriffe führen sie in ihrem Alltag aus? Welche Emotionen verbinden sie mit ihrem Erzeugnis? Welche ästhetischen Gesichtspunkte am Produkt sind ihnen wichtig?

Mit Pierre Clivaz (Steinfels Swiss), Edoardo Finotti (Pawi), Stefan Grossmann (Dynamex) und Olivia Haggenmacher (Reseda).

Moderation: Melanie Mock (Kunstvermittlung Kunst Museum Winterthur)

29.09.2024
13:00 - 14:00Museum am Sonntag / Beim Stadthaus
Form Matters, Matter Forms | Führung

Ausgehend von Readymade und Appropriationskunst steht bei Form Matters, Matter Forms die Entwicklung und Aneignung von Alltagsobjekten in der Kunst seit 1964 im Vordergrund. Davon ausgehend werden Fragen nach materiellen und ideellen Werten, die uns begleiten, wie durch ein Brennglas betrachtet und kunst- und sozialkritische, humorvolle und ironische Aspekte sichtbar gemacht.

Führung mit Tiziana Carraro

05.10.2024
13:45 - 16:30Workshop / Beim Stadthaus
Pop-Up-Werkstatt Extended

Die Pop Up-Werkstatt wird wieder geöffnet! Dieses Jahr können Werkstatt-Besucher:innen ihre Werke in einer temporären Ausstellung der Öffentlichkeit zeigen.