Franz Erhard Walther
Werkblock aus der Kienzle Art Foundation
3.6.2023 – 28.1.2024 | Beim Stadthaus
Dass die Handlung selbst in Verbindung mit Werkstücken selbst Werkcharakter bekommen kann, das ist erstmal einfach ein grosser Gedanke. Franz Erhard Walther, 2018
Der deutsche Künstler Franz Erhard Walther ist eine der Schlüsselfiguren eines auf Partizipation angelegten Kunstbegriffs. 1939 in Fulda geboren, setzt sein Schaffen in den Nachkriegsjahren bei der Malerei des Informel an: «Stück für Stück habe ich verstanden, dass der Begriff ‹Informel› nur Sinn machte, wenn man das auf die Abwesenheit des Kompositionsbegriffs bezieht. Ich habe die Formferne mit dem Handlungsbegriff verbunden und […] Materialprozessarbeiten entwickelt. Ich habe also sozusagen den Malprozess des Informel in einen Materialprozess überführt.» In letzter Konsequenz führt das zu Werken, in denen die Ausstellungsbesucher die passive Rolle des Betrachters überwinden und sich selbst aktiv ins Werk einbringen wie im berühmten 1. Werksatz von 1963 bis 1969. Dabei handelt es sich um Objekte aus Baumwollstoffen, Holz und verschiedenen weiteren Materialien. Man ist dabei eingeladen, diese zu benutzen, aufzufalten oder sich diese überzustülpen. Auch Für den Körper für den Kopf von 1986 gehört zu einer Werkgruppe, den sogenannten Wandformationen, in denen der Künstler auf eine Verschränkung von Malerei, Skulptur und Architektur zielt, die sein Werk bis heute prägt.
Walthers Schaffen wurde in den letzten Jahren wiederentdeckt und war in grossen Ausstellungen zu erleben, u.a. 2010 im Museé d’art moderne et contemporain in Genf, 2014 im Frankfurter Städel oder 2020 im Haus der Kunst in München.
Dank der umfangreichen Dauerleihgabe der Kienzle Art Foundation, Berlin kann das Kunst Museum Winterthur neu einen umfassenden Einblick ins Schaffen dieses wegweisenden Künstlers vermitteln mit einem besonderen Schwerpunkt bei seiner frühen Malerei.
Kurator: Konrad Bitterli
Mit freundlicher Unterstützung