Die Hasenburg in Böhmen
2. Hälfte 18. Jh./frühes 19. Jh.

Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Als Caspar David Friedrich nach Dresden kam, war Adrian Zingg einer der führenden Landschaftskünstler der Stadt. Er war eines der grossen Vorbilder für den jungen Friedrich und dies in mehrfacher Hinsicht: Bei Zingg sah er, wie ein Künstler mit Darstellungen von Landschaft reüssieren konnte, welche technischen Mittel und welche künstlerische Haltung diesem Erfolg zugrunde lagen.

Der aus St. Gallen stammende Zingg war zunächst in Bern tätig, bei Johann Ludwig Aberli – von dem ebenfalls zwei Werke in der Ausstellung zu sehen sind. Der gebürtige Winterthurer Aberli lehrte seinen Schülern als einer der ersten nicht nur blosse Landschaftsmalerei, sondern insbesondere auch den Gang in die Natur. Bei Aberli erfuhr Zingg, dass man auch bei einem Spaziergang vor die Tore der Stadt pittoreske Motive finden konnte und dass auch solche beim Publikum ankamen. Diese Erfahrung brachte er mit nach Dresden, wo er die «Sächsische Schweiz» entdeckte und – wie hier bei Der Prebischkegel – effektvoll ins Bild setzte.

Erstaunlicherweise beschränkte sich Zingg in seiner Kunst auf Papier. Er betrieb also keine Malerei mit Öl auf Leinwand, sondern spezialisierte sich auf die Sepia, eine Variante der Wasserfarbenmalerei. In zartesten Abstufungen schuf er feinste Valeurs und schaffte es, starke Stimmungen und eine atmosphärische Aufladung zu erzeugen – und dies ganz ohne Farbe. Dies sah der junge Friedrich und wie Zingg schuf auch er in den ersten Jahren seiner Karriere fast ausschliesslich Werke auf Papier, bis er sich um 1807 dann intensiv der Ölmalerei zuwandte.

Am wichtigsten indes erscheint Zinggs Auffassung der Landschaft als Stimmungsträger zu sein. Wenn er seine schönen Gegenden inszeniert, geht er über das blosse Abbilden einer Ortschaft hinaus und interpretiert sie. Der Einsatz religiöser Symbole wie dem Kreuz erzeugt eine zusätzliche Deutungsebene. Eben dies, die Verbindung von Landschaft und Religion, sind Zutaten, mit denen Friedrich dann die Gattungsgrenzen sprengen und zum Erneuerer der Landschaftsmalerei werden wird.