Etikette und Maskerade
Miniaturbildnisse des Barock
13.3.2021 – 16.1.2022 | Reinhart am Stadtgarten

Jean Petitot
François Louis de Bourbon, prince de Conti (1664-1709), mit brauner Perücke, in Brustharnisch mit weissem Jabot, um 1700
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Kunst Museum Winterthur, Dauerleihgabe der Kunstsammlung
der Stadt Winterthur, Schenkung Emil S. Kern, 2019
Medienorientierung
Individuelle Führung auf Anmeldung an kommunikation@kmw.ch oder
telefonisch unter 052 267 51 77
Miniaturbildnisse des Hochbarock, vorwiegend aus Frankreich und England, die dem reichen Fundus der Miniaturensammlung im Kunst Museum Winterthur entstammen, werden in dieser Ausstellung präsentiert.
Unter Louis XIV avancierte Frankreich zur führenden Herrschaft Europas. Schloss Versailles erstrahlte in voller Pracht und war Ausdruck von Grösse und absolutistischer Macht – der König wurde göttergleich verehrt. Der Sonnenkönig zog den hohen Adel an den Hof und begünstigte ihn zeremoniell, um ihn zugleich zu kontrollieren. Eine Wohnung in Versailles zugewiesen zu bekommen, war ein bedeutendes Privileg. Die Etikette beschrieb und regelte hierbei jeden Vorgang und wies jedem Mitglied des Hofes einen für alle sichtbaren Rang innerhalb dieser Gesellschaft zu. Trotz opulenter Inszenierung in kostbaren Roben aus Seide und Spitze mit Allongeperücken und Fächern, spielten Aspekte der Convenance, Zurückhaltung und Takt eine herausragende Rolle.
Zeitgleich begann der Aufstieg des Königreichs England zur führenden Kolonialmacht und später zum Zentrum von Handel und Industrie. Grossbritanniens konstitutionelle Monarchie bildete eine reiche Aristokratie aus, die in repräsentativen Landsitzen ihr gesellschaftliches Zentrum fand.
Bevorzugter Miniaturmaler zuerst am englischen, dann am französischen Hof war der Genfer Jean Petitot (1607–1691). Königliche Miniaturbildnisse machten als Geschenke die soziale Zugehörigkeit sichtbar. Während die Geschenkdose mit Miniatur ein hauptsächlich männliches Gebiet war, trug die Frau die Porträtminiatur als Schmuck, vor allem als Armband, manchmal auch als Ring. Die Bildnisse, damals waren winzige Formate en mode, waren bisweilen reich mit Diamanten besetzt, die nicht selten zu Geld gemacht wurden.
Städtische und höfische Auftraggeber waren von unterschiedlichen Ansprüchen geleitet: Am Hof neigte man dazu, konventionelle Inhalte gegenüber neuen, exklusiven Formen zurückzustellen. Etikette und Maskerade jener Zeit dienten dabei sowohl als Symbol der Selbstdefinition als auch der Täuschung. Dies veranschaulicht eine konzise Auswahl von Miniaturbildnissen des Hochbarock aus Frankreich und England aus dem reichen Fundus der Miniaturensammlung im Kunst Museum Winterthur.